Buddha erwachte zu einer tiefgreifenden Wahrheit. Er hatte tiefe Einsichten in die Vergänglichkeit von allem und entdeckte, dass nichts für sich allein existiert, sondern alles mit allem verbunden ist.

Das Ruhen in Stille und Präsenz ermöglicht uns zu erkennen, dass es keine feste Identität gibt, dass es kein separates Selbst gibt, das unabhängig von allem anderen existiert.

Achtsamkeit ist heutzutage in der westlichen Gesellschaft eine sehr beliebte Praxis. Das Wort „Achtsamkeit“ kommt von dem Pali-Wort „Sati“, das im englischen mit „Verstand“ übersetzt wird. Das kann dazu führen, dass wir annehmen diese Übung habe mehr mit dem Geist als mit dem Körper zu tun hat. Obwohl die buddhistischen Lehren uns deutlich dazu auffordern, in unseren Körper zu schauen, indem wir mit den Empfindungen sind, den Atem in unseren Nasenlöchern oder unserem Bauch spüren, geht die Tendenz dahin, das Erlebte mit dem Verstand begreifbar machen zu wollen. Tatsächlich aber ist Achtsamkeit eine zutiefst verkörperte Praxis.

Anstatt „Sati“ mit „Verstand“ zu übersetzen, wird es auch manchmal mit „Erinnern“ übersetzt. Eine Erinnerung an unseren Weg nach Hause. Das Wort Erinnern (im Englischen remember) führt uns zu dem Wort Membran. Es geht um eine Praxis sich mit und durch die Membranen an den Weg nach Hause zu erinnern.

Eine tiefe, verkörperte Erfahrung bedeutet, den Körper von innen heraus zu spüren, sich mit dem Gewebe unserer Zellen zu verbinden. Embodiment ist ein Tanz zwischen Zellen, Atem, Erde und Raum.

Der Begriff „Yoniso anasikara“ bezieht sich in den buddhistischen Texten auf die rechte Aufmerksamkeit.

Er wird oft mit „in der Wirklichkeit verwurzelte Aufmerksamkeit“ übersetzt. Das Pali-Wort Yoniso bedeutet „zum Schoß“, „Geburtsort“ oder „Ursprung“. Die Praxis der Verkörperung könnte auch als „Embellyment“ bezeichnet werden. Rechte Aufmerksamkeit ist eine verkörperte – bzw. „verbauchte“ – Erfahrung.

Sie ist eine Erfahrung des SEINS. Wenn wir verkörpert sind, tief verbunden mit der Fluidität unseres Körpers, aus dem Bauchraum kommend, frei und entspannt in den Füßen, den Beinen, dem Beckenboden, bewegen wir uns durch die Welt von einem Raum der Präsenz und Verbundenheit aus.

Verbunden im Kontakt mit anderen

Anstatt – wie wir es gewöhnlich kennen – von einem Ort der Trennung aus zu leben und uns und unseren Raum ständig zu schützen, können wir von einem Ort der Verbundenheit aus in Kontakt mit unserer Umwelt gehen.

Um unseren Körper wirklich zu bewohnen, brauchen wir ein gut reguliertes Nervensystem. Die formale Praxis des Embodiment als Einladung zur individuellen, intuitiven Bewegung erfordert eine Verlangsamung, eine radikale Entschleunigung. Es braucht die Zeit, die es braucht, um z.B. den Raum zwischen Herz und Lunge zu bewohnen. In unserem eigenen Tempo können wir uns zum Beispiel der Saftigkeit und der Fluidität des Zwerchfells und der Lungen vertraut machen, die den Herzraum umgeben, und und mit viel Zeit wirklich ins Gewebe hinein sinken lassen.

In jedem Muskel ein Gefühl

Auf dem Weg in unsere Körperbeheimatung,, manchmal vielleicht durch mehr nach außen gehende intuitive Bewegung, manchmal vielleicht durch das Ruhen in der Bewegung des ganzen Körpers, das Atmen auf dem Körper der Erde oder einfach das Anschmiegen an die natürliche Bewegung des Beckenbodens, werden wir schließlich auf Emotionen treffen.

Es gibt ein Sprichwort: „The issues are in our tissues“ (Die Themen sind in unserem Gewebe).Oder wie Wilhelm Reich es vor etwa 80 Jahren ausdrückte: In jedem Muskel ein Gefühl.

Unserem Körper mit unserem Körper zuzuhören, kann uns in einen Zustand klarer Präsenz und des Friedens versetzen. Es entsteht ein tiefes Zulassen, unsere Dinge einfach da sein zu lassen. Wir spüren das verkrampfte Gewebe, wenn z.B. Unruhe auftaucht. Anstatt daran festzuhalten, können wir Mikrobewegungen ausprobieren, mit dem Atem experimentieren oder uns im wahrsten Sinne des Wortes der Erde/dem Boden hingeben, indem wir Bewegungen ausführen, bei denen wir uns von etwas wegdrücken (vom Boden, von jemand anderem, von einer Wand, von unseren eigenen Körperteilen) oder uns an etwas heranziehen, oder auch die Schwerkraft in uns wirken lassen. Diese Bewegungen sind uns vertraut, seit wir im Mutterleib waren, und es kann sehr erfrischend sein, unseren Körper mit Bewegungen zu beleben, die uns seit Millionen von Jahren der Evolution begleiten. Krabbeln, sich einkuscheln, auf allen Vieren sein, Tier – Laute machen zum Beispiel, Kriechen…

Wir können so viel von Tieren lehren. .

Unsere zelluläre Weisheit ist sich der Beziehung zwischen dem Körper und der Welt bewusst. Die Praxis des Embodiments ist ein Weg nach Hause. Es ist eine völlig neue Art, in der Welt zu sein. Ein Weg zur Freiheit von unserer gewohnten Körper- und Geistesmustern. Uns offenbart sich ein tiefes Verstehen der Zugehörigkeit zu allem.

Co-Regulation

Wenn wir verkörpert sind und tiefer in die Praxis eintauchen, wollen wir vielleicht nach Wegen der Co-Regulation suchen. Was unterstützt mich auf meinem Weg nach Hause, in die Verbundenheit, ins Gefühl des nicht-getrennt-seins? Eine Gruppe von anderen kann uns unsere eigenen Muster des Verteidigens und Abschottens, des Auf- oder Abwertens oder des Beurteilens anderer aufzeigen. Das ist es, was uns von uns selbst und anderen trennt.

Kontakt zulassen und sich riskieren

Wie wäre es, Kontakt zuzulassen? Etwas zu riskieren? Wie sehr kann ich meine Abwehrmuster loslassen und was ist, wenn ich offen bleibe für (vielleicht körperlichen) Kontakt mit einem anderen Menschen? Was passiert, wenn ich jemandem lange in die Augen schaue? Wenn sich mein Rücken für längere Zeit an den Rücken eines anderen Menschen lehnt? Wenn ich wirklich zulasse, dass mein Gewebe in das Gewebe eines anderen Menschen einsinkt? Und wenn wir Entschleunigung und Raum einladen?

Unser Körper kennt den Weg. Er weiß, dass wir dieser eine grosse Körper sind, untrennbar mit allem verbunden. Die Praxis der Verkörperung ist eine Einladung, unser Gefühl der Zugehörigkeit wiederzuerlangen und diese Welt von einem Ort des Verständnisses und der Fürsorge aus zu bewohnen. Es ist eine Reise ohne Ziel.